08.07.2019

 

Ich bin verschärft an der Planung für unseren Westküstentrip.Noch ein paar Sachen zusammenräumen und mit meinen Eltern skypen.

Pia hat diese Woche nochmal Termin bei Dr. Baum, Montag, Mittwoch und Freitag. Als sie zurück ist, treffen wir uns erst mit Rosi und gehen später noch einige Kleinigkeiten einkaufen. Beim Einkaufen müssen wir aufpassen, dass wir am Sonntag nicht zu viel übrig haben.

Unser Übergepäck dürfen wir bei Rosi zwischenlagern, damit haben wir ein grösseres Problem abgeklärt und vom Tisch.

 

09.07.2019

Es hat sich einiges angesammelt in den letzten 6 Monaten. Zum Glück haben wir Anfang Mai schon unsere Winterklamotten mitgenommen. Es könnte trotzdem knapp werden mit dem Platz in den Koffern. Dazu müssen wir jetzt noch sortieren was wir für die kommenden 3 Wochen brauchen und das soll alles in einen grossen Koffer passen.

Der Ablauf der Tour ist von der Strecke her geplant, bei der Aufenthaltsdauer an den einzelnen Anlaufpunkten haben wir nichts festgelegt.

10.07.2019

Pia hat heute ihren letzten Termin beim Doc. Den am Freitag hat sie abgesagt, da sie voraussichtlich mit ein paar Arbeitskollegen, nach der Arbeit, etwas trinken geht.

Ich schaue mir unter anderem die ganzen Nationalparks an, die wir besuchen wollen. Wieviel Zeit man dafür benötigt, was der Eintritt kostet, ob man zu speziellen Uhrzeiten da sein sollte usw.

Das Packen ist komplizierter als gedacht. Was packen wir wo hin, damit wir alles heil nach Hause bekommen. Was brauchen wir noch bis zum Schluss und was kann weg.

11.07.2019

Verdammt, ich hab`s seit heute Nacht am Magen. Wir haben am Montag Toast gekauft und gestern Morgen habe ich erst gemerkt, dass der zum Teil schimmelig war. Da Pia nichts hat und wir, bis auf den Toast, das Gleiche gegessen haben, liegt es vermutlich daran.

Pia geht mit ihren Kollegen morgen Mittagessen. Aus dem Drink am Abend wird nichts, da die, von der der Vorschlag kommt, plötzlich festgestellt hat, sie kann gar nicht. Das ist mal wieder typisch, grosse Ankündigung und dann, oh I`m so sorry…

12.07.2019

Mein Magen ist etwas besser aber nicht gut.

Viel wichtiger ist, PIA HAT IHREN LETZTEN ARBEITSTAG in den USA! Wir wollen heute unsere Packaktion zum Ende bringen, damit wir am Wochenende Zeit haben, nochmal nach New York zu gehen.

Irgendwie ist es eine ganz schöne Würfelei, was bleibt bis Anfang August hier, was kommt mit in den Urlaub? Was können wir gleich wegpacken, was brauchen wir noch bis Montag? Fragen über Fragen!

13.07.2019

Wir haben beschlossen, wir gehen heute nochmal nach NYC. Vorher wollen wir kurz zur Bank, um unser Münzgeld einzuzahlen. Im letzten halben Jahr haben sich ein paar Dollar angesammelt. Leider ist es wie mittlerweile in Deutschland, sie nehmen nur sortierte und gerollte Münzen. Also machen wir das, so weit wie es möglich ist und den Rest, ca. 6 Dollar, lassen wir am Montag im Apartment. Vielleicht freut sich die Putzfrau?

Wie die letzten Male auch, parken wir in Jersey City und fahren mit der Fähre nach Manhattan. Dort bummeln wir etwas durch die Gegend und verbringen die meisste Zeit im Central Park.

Noch ein kleines Erlebnis zum Ende hin. Wir stehen an einer Kreuzung, Fussgängerampel rot und da die Autos gerade anfahren, bleiben wir stehen. Von der gegenüberliegenden Strassenseite latscht ein Pärchen mit Kinderwagen auf die Strasse und, da sich Kinder und Erwachsene mit Kindern, in den USA fast alles erlauben können, ziehen sie ihr Vorhaben auch durch. Ein Taxi und ein anderes Auto müssen daraufhin abbremsen, um sie nicht über den Haufen zu fahren. Ich schaue ihnen zu, grinse und schüttle den Kopf. Sie kommen auf uns zugelaufen, wobei er rechts an mir vorbeiläuft. Sie bleibt mit ihrem Kinderwagen direkt vor mir stehen, immer noch auf der Strasse, und glotzt mich erwartungsvoll an. Ich sage zu ihr auf alemannisch:“ was isch, du willsch aber nüt, dass ich jetzt Platz mach“, und deute ihr an, ebenfalls rechts vorbeizugehen. Sie meint, da kann sie nicht durch, der bodenebene Randstein steigt in der Hälfte wieder an. Ich weise sie darauf hin, dass sie bei Rot über die Strasse geht und neben mir genügend Platz ist. Während sie es tatsächlich an mir vorbei schafft, labert mich ihr Alter noch von hinten an und es entwickelt sich ein kurzes Zwiegespräch. Bevor es eskaliert wird die Ampel grün und wir laufen weiter.

Als wir vor einigen Woche in Manhattan waren ist eine alte Frau auf der 5th Avenue aus einem Geschäft raus und, ohne auf andere zu achten, auf den Gehweg. Es ist ja nichts los auf den Strassen von NYC. Jedenfalls läuft sie mir direkt vor die Nase, nicht mal das obligatorische „excuse me“ oder „I`m sorry“ kommt ihr über die Lippen. Ich muss stehen bleiben, um sie nicht über den Haufen zu rennen und schaue ihr mit Unverständnis im Blick hinterher. Ein Mann neben der Tür hat das beobachtet und sagt zu mir:“ That`s mother earth, man! A woman, you know, man!“ Ja und?? Und wenn es Gott persönlich wäre, kann man auf andere achten!

Ich bin wirklich für Rücksicht und Respekt, aber gegenüber allen und das gleichermassen! Viele alte Leute und solche mit Kindern erwarten grundsätzlich besondere Rücksichtnahme, was bedeutet, sie brauchen eigentlich keine Rücksicht zu nehmen und dürfen sich alles erlauben. Ich stelle wieder fest, es wird Zeit!

Als es bereits dämmert machen wir uns auf, zurück zum Auto. Unser letztes Ziel für heute ist das Hafengebiet von Jersey City. Von dort kann man Aufnahmen von der Skyline machen, auf denen das One World Trade, die Freiheitsstatue und das Empire State Building auf einem Bild sind. Samstagabend, halb neun, im Hafengebiet, es ist alles einsam und verlassen. Als wir glauben, einen guten Spot gefunden zu haben, lassen wir das Auto auf der Strasse stehen, ist ja nichts los. Weiter hinten auf der Strasse kommt langsam ein Auto auf uns zu. Ich sage noch aus Spass zu Pia, wir stehen hier am Arsch der Welt, mitten auf der Strasse und jetzt kommt die Polizei. Kurz darauf biegt ein Polizeifahrzeug um die letzte Kurve. Ob wir ein Problem mit dem Auto haben, wollen sie wissen und ermahnen uns, nicht zu lange hier zu bleiben. Da es sowieso nicht der beste Aussichtspunkt ist, fahren wir noch etwas weiter und da steht dann noch ein Auto mit Touris, die Aufnahmen machen wollen. Wirklich eine super Aussicht… wer mit einem Mietwagen in NYC oder Umgebung unterwegs ist und eine gute Kamera mit gutem Zoom hat, für ein Handy ist die Entfernung zu gross, sollte das machen. Noch ein kleiner Tipp, Mückenschutz nicht vergessen!!

14.07.2019

 

Heute ist unser letzter Tag im Apartment, morgen fliegen wir nach Seattle und starten unsere Tour. Wir räumen die letzten Sachen zusammen und treffen uns um 18 Uhr zum Abendessen mit Rosi. Vorher bringen wir ihr unser Gepäck zum Zwischenlagern.

Damit endet nicht nur unsere Zeit in Morristown, sondern auch unser Blog! Wir sagen Danke an alle, die uns auf diesem Weg in den letzten Monaten begleitet haben. Wenn ihr das lest, seid ihr bis zum Schluss dabeigeblieben, auch wenn es nicht immer gleich interessant oder lustig war. Vielen Dank! Wir freuen uns jetzt auf unseren Urlaub, ja ich weiss, es ist nur für Pia Urlaub, um allen Klugscheissern den Wind aus den Segeln zu nehmen und wir freuen uns noch mehr, dass wir ab dem 08.08. wieder zu Hause sind! In diesem Sinne, bleibt anständig und bis bald!

Ein riesengrosses Dankeschön an Pias Mama, sie hat Google, unsere Katze, bei sich aufgenommen, gehegt und gepflegt. Sie hat sich um ihn gekümmert und ums Haus geschaut. Auch an Jessi, die sich um Post und Co. gekümmert hat und zuletzt unsere Nachbarn, Heike und Claude, die sich bereit erklärt haben, sich um den Garten zu kümmern. Vielen lieben Dank! Natürlich auch an alle anderen, die sich in irgendeiner Weise behilflich gezeigt haben, wenn es was zu erledigen gab, was zuhause angefallen ist.

TSCHÖ MIT Ö!!

Fazit

 

Ein halbes Jahr USA geht zu Ende und es ist Zeit, ein Fazit zu ziehen.

Als erstes müssen wir feststellen, dass wir im Februar niemals gedacht hätten, dass wir uns nach 6 Monaten so freuen, wieder nach Hause zu können. Es war in jedem Fall eine Erfahrung, die bleibt und wir sind froh, diesen Schritt gemacht zu haben. Wir müssen festhalten, dass unsere Erwartungen nicht so eingetroffen sind, wie wir es uns vorgestellt haben. Das gilt sowohl für die Arbeit, wie auch den Alltag. Für uns ist die USA weiterhin ein schönes Urlaubsland, aber die Idee, hier länger zu leben, haben wir weit, sehr weit, weggeworfen. Folgend einiges aufgeführt, was uns zu dieser Ansicht gebracht hat.

Das Freundliche und Zuvorkommende, das wir in unseren Urlauben kennengelernt haben, ist in vielen Fällen nur aufgesetzt und leider nur selten ernst gemeint. Das mag eventuell auch an der Region liegen, trotzdem ist es auffällig, wenn man lange an einem Ort lebt. Es wäre schön, wenn Amerikaner etwas mehr über den Tellerrand schauen würden. Es gibt noch vieles mehr auf der Welt als nur die USA.

Hatte ich schon unseren Kellner im Yellowstone erwähnt? Er war zuständig für die Begrüssung am Tisch, die Speisekarten und das Wasser. Junger Mann, so zwischen 20 und 25, fragt uns während der Begrüssung, wo wir herkommen. Als er Deutschland hört, ist er total begeistert, denn da muss er unbedingt mal hin. Weil… ACHTUNG!! sein Nachname ist Strassburg! ÄH, ja…. ich sage ihm, dass er nach Frankreich muss, wenn er nach Strassburg will, was ihn zu verwirren scheint. Deswegen erkläre ich kurz, dass es mal Deutsch war und nach dem 2. Weltkrieg, bla bla bla usw. Ich lade ihn zu uns nach Deutschland ein und erzähle, dass es von uns aus nicht weit nach Strassburg ist. Mit meiner Berichtigung habe ich natürlich gegen amerikanische Gepflogenheiten verstossen, das macht man nicht… schon gar nicht so direkt. Entsprechend ist er ab sofort sehr kurz angebunden.

Solche Dinge erlebt man immer wieder. Selbst Lehrer haben Probleme mit der eigenen Sprache, kennen vereinzelte Worte nicht und haben ein begrenztes Weltwissen.

Pia und ich haben einen Film von 1982 angeschaut, der in einer Kleinstadt spielt. Solche Städtchen sehen heute noch so aus, wie vor 37 Jahren. Der Baustil ist immer noch derselbe, Häuschen in Holzständerbauweise.

Auf Energiesparen wird geschissen, von wegen Isolierung, Mehrfachverglasung, usw.

Geheizt wird mit Klimaanlage oder mit elektrischen Heizkörpern.

Die Infrastruktur ist mehr als Marode, vor allem hier in New Jersey, dafür werden 60% der Steuereinnahmen in das Militär gepumpt.

Online Banking gibt es so gut wie nicht. Die Gebühren dafür sind horrend.

Schecks sind noch ein übliches Zahlungsmittel. Die meissten, die bei uns 15 Jahre oder jünger sind, wissen nicht mal mehr was das ist.

Wir waren vor 20 Jahren zum ersten Mal in den USA und wir müssen feststellen, in vielen Dingen hat es keine Weiterentwicklung gegeben. Alles betrachtet mit dem Hintergrund, wir sprechen von den USA, dem Nr. 1 Land auf der Welt, dem Land, das alles kann (jedenfalls aus der Sicht der Amerikaner), der Weltpolizei, dem Vorreiter in der Weltraumtechnik, uvm.

Grosse und kleine Firmen in Europa orientieren sich vermehrt an amerikanischen Geschäftsmodellen. Motto, it`s all about the money! Mitarbeiter zählen nichts, es wird nicht das Miteinander gefördert, sondern das Gegeneinander. Jeder Mitarbeiter ist ersetzbar, wenn einer weg ist holt man an der nächsten Ecke einen neuen.

Staatlich geregelte, soziale Absicherung gibt es nicht. Verliert man den Job, den Wohnsitz oder wird schwerer krank, fällt man sehr schnell durch das Raster und landet, im schlimmsten Fall, auf der Strasse.

Über 60% der Amerikaner leben von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck und 40% müssen sich, bei einer unerwarteten Ausgabe von 400 $, Geld leihen, weil sie keine Rücklagen haben.

Das Gesundheitssystem ist das teuerste der Welt und doch sind Amerikaner nicht gesünder oder leben länger als Bürger anderer Nationen, ganz im Gegenteil.

Wir kehren mit Eindrücken zurück, die wir niemals so erwartet hätten. Eindrücke, die wir bisher nur aus den armen Ländern dieser Welt kennen. Wir kommen nach Hause und stellen, zum wiederholten Mal fest, wie glücklich wir uns schätzen können, dass wir leben, wo wir leben. Auch wenn bei uns nicht alles Gold ist was glänzt.

Nehmt euch die Zeit und schaut euch die beiden Dokumentationen an (In den ersten beiden geht es um Familien, die durchs Raster fallen, Obdachlose, die Vermögensverteilung in den USA und die Wirtschaft. Im letzten geht es darum, wie Kinder in den USA aufwachsen)

https://www.youtube.com/watch?v=Q84_NYOoK9c

https://www.youtube.com/watch?v=j0cvuxCI_0s

https://www.youtube.com/watch?v=vi6hDzyxdU0

Vielleicht haben wir das Land, aus unserer Urlaubersicht, bisher durch eine zu rosige Brille gesehen. Vielleicht liest das jetzt auch jemand und denkt sich, was für ein Müll, weil er oder sie in den USA lebt und eine ganz andere Sichtweise hat.

Deswegen zum Schluss ganz klar darauf hingewiesen, wir schreiben über unsere persönlichen Ansichten und Erlebnisse. Wir wollen keinem auf den Schlips treten oder Meinungsmache betreiben. Alles was in diesem Blog steht, haben wir so erlebt wie geschrieben.

Wenn ihr noch nie in den USA wart, geht hin und macht euch euer eigenes Bild. Wenn ihr die Chance auf einen längeren Aufenthalt habt, nutzt sie. Wenn auch nicht alles so gelaufen ist, wie gedacht, haben wir unseren Horizont erweitert und dazugelernt.

Denn, selbst wenn man älter ist gilt, man lernt nie aus!!