15.04.2019

 

Damit hab ich nicht mehr gerechnet. Wir dürfen uns heute unseren ersten schriftlichen Test anschauen. Ein paar Leichtsinnsfehler, aber im Grossen und Ganzen, alles richtig. Eine Note hab ich keine, es steht nur „pass“ drauf.

Behalten dürfen wir den Test nicht, er wird wieder eingesammelt. Ich will erst fragen, warum und beschliesse dann, was solls, soll er ihn doch behalten!

Am Mittwoch haben wir eine mündliche Prüfung und am Donnerstag ist die Abschlussprüfung für diesen Level. Ich muss mir mal überlegen, ob und wie lange ich hier weiter mache.

Wir planen gerade unsere, bzw. Pias Urlaube, Besuch bekommen wir auch noch und das eine oder andere verlängerte Wochenende wollen wir ebenfalls einstreuen.

Immer wenn ich fehle, sollte ich das Verpasste nachholen. Der Level ist jetzt nicht sooo hoch aber wenn zwischendurch immer mal wieder eine oder zwei Wochen fehlen, wird es mühsam.

 

Nachtrag zum 12.04.

Im Februar hatte ich ja mal 2 Monitore beantragt, einen habe ich auch schnell bekommen, einen kleinen, alten Kracher. Mir wurde versprochen, dass er bald ausgetauscht wird. Na ja ich bin ja geduldig. Anfang April habe ich wieder nachgefragt. Die, mittlerweile neue, Assistentin hat mir einen neuen bestellt, aber eben nur einen. Einen zweiten müsste sie nochmal bewilligen lassen. Da hier, so um mich rum, ca. 10 Bildschirme auf den verlassenen Schreibtischen, stehen, habe ich mich kurzerhand an einem bedient. Ich habe nur ausgetauscht, nicht entwendet!!!

Mein Computer verabschiedet sich wieder mal mit einem blauen Bildschirm, quasi ein Shutdown. Das kommt so alle 2-3 Tage. Ich rufe den Helpdesk an. Er (Mitarbeiter in Rumänien) meint, dass das ein Blue Screen of Death ist und ein Techniker vorbeikommen muss. Wo denn mein Büro sei, ich sage ihm in den USA. Ja dann könne man mir leider nicht helfen, der Computer muss in der Schweiz angeschaut werden. Aha, ja dann ......

Er hat sich aber doch noch schnell bei mir eingeloggt und bemerkt, dass ich da eine Softwareinstallation am Laufen habe, die ich unbedingt fertig laufen lassen muss.

Am Nachmittag war das immer noch nicht fertig.

 

Der Englischunterricht war wieder mal gut, heute mit Amanda.

Der Schreibtisch, auf dem jetzt mein kleiner, alter Bildschirm steht, wird heute einer neuen Mitarbeiterin zugewiesen. Hab ich jetzt ein schlechtes Gewissen?? Nein, habe ich beschlossen.

Die Software installiert um 11 Uhr immer noch. Ich gehe zu unserem Computerheini, der bestätigt mir leider, dass er nichts ausrichten kann, das müssen die Schweizer machen.

 

16.04.2019

 

Maria erzählt mir, dass sie diese Woche zum letzten Mal hier ist. In 14 Tagen gibt es wohl einen neuen Kurs, in dem es um Konversation geht. Da will sie dann teilnehmen und bis dahin pausieren. Ihr geht es wie mir, mehr um das Sprechen und sie hat keinen Bock mehr auf die Grammatik.

Nach dem Unterricht spreche ich mit Laura, der Sekretärin der Schule, über den neuen Kurs. Sie meint, der wäre zu einfach für mich. Ich sollte eher am Workshop teilnehmen. Da geht es um Text- oder Filmbesprechungen, Zusammenfassungen von Texten und Diskussionen über verschiedene Themen. Ich muss mir ernsthaft Gedanken machen, ob ich wechsle.

So wirklich weitergebracht haben mich die letzten Wochen nicht. Ich hatte den einen oder anderen AHA-Moment, aber insgesamt bin ich nicht wirklich gefordert.

Maria will mir noch eine Adresse von einer anderen Führerscheinstelle schicken. Dort wo wir jetzt waren, hatte ihr Mann auch Probleme und bei der Anderen waren sie wohl kulanter. Als ihr Mann noch keine US Fahrerlaubnis hatte, wurde er von der Polizei angehalten, weil er bei rot über eine Ampel ist. Er war zwar der Meinung es war noch gelb, aber das war uninteressant. Er hat dem Cop seinen schweizer Führerschein gezeigt und der hat ihm erklärt, dass er mittlerweile einen Amerikanischen haben müsste und der Schweizer so viel zählt, als wäre er ohne unterwegs. Er musste sich einen Anwalt nehmen, um eine Ausweisung zu verhindern und durfte am Ende den Anwalt + 500 $ zahlen. Maria selbst ist länger mit einem internationalen Führerschein gefahren und der wurde bei 2 Kontrollen anstandslos anerkannt.

Ich habe zwar meinen internationalen Führerschein dabei, der läuft allerdings am 19.05. ab. Jetzt schau ich nächste Woche mal, ob sie mich an einem anderen Ort zur Prüfung zulassen und wenn das auch nicht geht, muss ich irgendwie an einen neuen Internationalen rankommen.

 

Die Assistentin kommt, um zu fragen, ob ich denn den Bildschirm schon bekommen habe? Der sollte am 4.4., laut ihrer E-Mail, geliefert worden sein. Nein, hab ich nicht. Sie meint, dann hat ihn sehr wahrscheinlich ihr Chef genommen, der bekommt auch einen Neuen. Aber dem Chef kann SIE nicht sagen, dass das nicht seiner ist. Ich habe mich dann bereit erklärt, den „alten“ Bildschirm vom Chef zu nehmen. Ist immer noch viel besser als nur 1 Bildschirm und der Laptop. Ihr Chef ist einverstanden und so bringt sie mir den Bildschirm auf einem Schreibtischstuhl angerollt. Also, ausstecken, umstecken, einstecken, Kabel verlegen, bis die beiden Bildschirme und die ganzen Kabel so platziert sind, wie es sein soll, aufgeräumt eben. Jupie.

Heute kommt endlich Antwort von der ESOPS-Stelle, wie ich das hier mit den WP`s usw. handhaben muss. Natürlich anders wie in der Schweiz, wen wundert es? Mich nicht, eine Firma 25 Regeln. Nun kann ich weiter machen.

Unseren schweizer Kollegen, kann ich auch endlich schreiben, wie es weitergehen soll. Mal schauen, wie lange es geht, bis ich Antwort bekomme, sind wahrscheinlich alle Ostereier suchen.

 

17.04.2019

 

Wir bekommen unseren zweiten schriftlichen Test zur Ansicht vorgelegt. Gleich wie der Erste, ein paar Leichtsinnsfehler und ein „pass“.

Maria will ein Bild von ihrem Test machen, da lässt der Lehrer einen Schrei los. Sie soll sofort das Handy weg machen, es ist verboten Tests zu fotografieren… it´s US law!

Oh, klar… so ein Grammatiktest ist natürlich TOPSECRET. Wir sind etwas irritiert.

Die mündliche Prüfung wird auf morgen verschoben, zeitlich passt es heute nicht mehr. Zeitmanagement ist nicht so Joses Sache.

Nach dem Unterricht sprechen Maria und ich nochmal mit der Sekretärin. Sie rät Maria von dem Workshop ab, da ihr Englisch nicht gut genug ist. Mir dagegen rät sie dazu, will sich aber nochmal mit dem Lehrer unterhalten, welchen Level ich nehmen soll. Es gibt einen Grundkurs und einen Fortgeschrittenen.

Unsere Putzfrau lässt uns im Stich, schon das zweite Mal. Wenn sie morgen auch nicht kommt, muss ich tatsächlich putzen. Frechheit!

 

Nun muss ich nochmal haargenau zusammensuchen, welches Dokument wo verlinkt ist. Das ist echt ein heikles Puzzle.

Ich traue meinen Augen nicht, um halb 10 kommt die Assistentin wieder daher, mit einem grossen Paket, darin befindet sich ein nagelneuer Bildschirm? Wow, ein hp, früher waren es noch DELL. Den nehm ich doch glatt! Na dann, wieder umbauen, so hab ich doch was zu tun :-))

Nach dem Umbau kann ich meinen Vorschlag, was ich wie umschreiben will endlich Scott und Donna schicken. Wenn es so gemacht werden soll, sind es letztendlich 7 Dokumente, die ich bearbeiten muss. Sollte in den verbleibenden Monaten gut machbar sein.

Als ich mich von Karriann (so schreibt sie sich) für heute verabschiede, fragt sie, ob ich morgen komme.

Äh ja, sag ich verdutzt.

Und übermorgen, fragt sie weiter.

Auch, ja.

Da erzählt sie mir, dass ich nicht kommen muss. Es arbeiten fast alle von zuhause, das soll ich doch auch machen. Ich war ganz verdutzt und habe es so hingenommen.

 

18.04.2019

 

Nachdem wir noch einige Wiederholungsübungen gemacht haben, verteilt der Lehrer die Blätter für die Abschlussprüfung. Während der Prüfung holt er sich einen nach dem anderen nach vorne um gleichzeitig mündlich abzufragen. Hab ich so auch noch nicht erlebt. Beides ist nicht wirklich schwer. Ohne mich weit aus dem Fenster zu lehnen, behaupte ich, locker bestanden.

Und wenn nicht, wärs auch egal.

Nach dem Unterricht spreche ich kurz mit Jose über den Workshop. Er meint, ich soll auf jeden Fall den Kurs für Fortgeschrittene nehmen.

Na dann, mach ich das doch ab Montag.

Das bringt meinen Tagesablauf durcheinander. Der Workshop startet um 11.15 Uhr und geht bis 12.30 Uhr. Uii, mal schauen ob ich das hinbekomme.

Unsere Putze ist da… Puhhh, Glück gehabt!

 

 Als Karriann kommt, hab ich sie nochmal gefragt, warum so viele Homeoffice machen. Sie meinte nur, dass das ja quasi ein Feiertag ist unsere Chefin, sowie die meisten anderen auch, von daheim arbeiten.

Warum nicht, bei mir spielt das eh keine Rolle, ob ich nun hier oder dort vor dem Computer sitze. Bei Fragen wird sowieso alles per Mail erledigt. Sicherheitshalber informiere ich Donna und es ist ok für sie.

Ich hab Karriann noch gefragt, ob sie mehr von Donna erfährt als ich oder ob sie mehr von unserem Team mitbekommt.

Ne, auch nicht!

Weil ich schon dabei war, wollte ich noch wissen, ob das normal ist für die USA, dass so wenig auf Teamarbeit wert gelegt wird.

Oh nein, das ist es überhaupt nicht, sowas hab ich noch nirgends erlebt, war die Antwort.

JAA ganz toll, wieso muss ausgerechnet ich in so ein Team kommen?? Es ist doch zum Heulen.

 

19.04.2019

 

 

Karfreitag, Pia macht Homeoffice, weil das fast alle so machen. Ich mache auch Homeoffice, aus Solidarität… oder auch, weil ich am Freitag keinen Unterricht habe.

Das Osterwochenende hat angefangen, es fühlt sich allerdings nicht so wirklich nach Ostern an. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es keine Feiertage gibt. Freitag und Montag sind normale Arbeitstage. Falls es jemand interessiert, kommt hier die Erklärung dafür.

Die USA sehen sich als religionneutrales Land, deswegen gibt es fast keine religiösen Feiertage. Feiertage sind nicht generell arbeitsfrei. Ob gearbeitet werden muss oder nicht, hängt von den Vereinbarungen des Arbeitsvertrags ab. Angestellte und Beamte der Bundesregierung haben an den Bundesfeiertagen frei. In den Bundesstaaten sind solche Tage für Angestellte und Beamte des jeweiligen Bundesstaats arbeitsfrei, die der Bundesstaat zum Feiertag bestimmt hat. Banken und Finanzdienstleister halten meistens die Feiertage der New York Stock Exchange ein, die von den staatlichen Feiertagen geringfügig abweichen. Einzelhandel und andere private Arbeitgeber sind keinesfalls an diese Feiertage gebunden. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass der Presidents Day in New Jersey nicht für alle arbeitsfrei ist.

Die folgenden zehn Feiertage wurden von der Bundesregierung zu gesetzlichen Feiertagen erklärt. Regierungsstellen und Ämter einschließlich der Postämter sind an allen gesetzlichen Feiertagen geschlossen. Schulen und Geschäfte bleiben an den Hauptfeiertagen wie Independence Day, Thanksgiving und Weihnachten geschlossen, aber nicht unbedingt an Tagen wie Presidents oder Veterans Day.

 

 

1971 wurden durch Präsident Richard Nixon viele gesetzliche Feiertage auf den jeweils nächsten Montag verlegt. Fallen Neujahr, der Unabhängigkeitstag oder Weihnachten auf einen Sonntag, so ist der folgende Tag ebenfalls ein Feiertag. Fällt einer dieser Tage auf einen Samstag, wird der Tag davor zum Feiertag.

 

20.04.2019

 

Das Wetter ist heute eher bescheiden, was kann man da am Besten unternehmen? Genau, einkaufen gehen! Wir fahren eine Stunde an die Küste, in ein Premium Outlet.

Witzigerweise ist es oft so, dass ich mehr Sachen zum Anziehen finde als Pia. Heute ist das allerdings anders. Irgendwie fällt sie in einen kleinen Kaufrausch und findet tatsächlich in fast jedem Laden etwas Passendes. Mein Glück wendet sich im letzten Geschäft, sicher nur, damit ich nicht länger rumheulen muss. Wir hoffen, dass wir am Wochenende nicht zu oft schlechtes Wetter haben. Ansonsten müssten wir unseren Kleiderschrank zu Hause vergrössern oder radikal ausmisten.

Zum Abendessen gehen wir ins Committed Pig. Das Essen ist nicht schlecht, aber fettig wie Sau. Als Ausgleich machen wir einen Spaziergang. Auf dem Weg ist ein Walgreens, eine Drogeriekette, und daneben ein Supermarkt. Im Walgreens schauen wir nach Ibuprofen-Tabletten und durch den Supermarkt will Pia, weil es sie interessiert, was die so im Angebot haben.

Es ist schon irgendwie paradox, Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel werden einem hier hinterhergeschmissen. Zum Beispiel, ein 1000er Pack Ibuprofen, 200mg, kosten 21 $. Im Gegensatz dazu muss man für gesundes Essen, Gemüse und Obst, ein Schweinegeld hinlegen. Einen Pack gemischten Fertigsalat, 280 g, bekommt man für über 3 $ und eine Schüssel Obst, ca. 1 kg, immerhin geschält und geschnitten, für über 27 $. Ehrlicherweise muss ich sagen, im Aldi, wo wir meistens einkaufen, gibt es den ähnlichen Salat für 90 Cent. Dafür muss man jedoch 20 Minuten Auto fahren, bei uns im Ort bekommt man nichts in dieser Preisklasse. Es scheint, als kommt gesunde Ernährung eindeutig nach Pillen oder Pülverchen bzw. Nachsorge ist lukrativer als Vorsorge.

 

 

21.04.2019

 

 

Osterspaziergang ist angesagt, man könnte auch sagen, wir gehen auf Bärenjagd. Wir laufen ein Stück auf dem Patriots Path, der ist insgesamt 35 km lang. So weit wollen wir heute nicht laufen aber wenigstens ein Stück. Hier soll es Bären zu sehen geben, wir sind gespannt.

Der Weg führt durch den Wald und anfangs hoffen wir noch, irgendwie zu unserem Auto zu kommen, ohne den selben Weg zurück zu müssen. Das klappt allerdings nicht und nach ca. 2 Stunden drehen wir wieder um.

Kurz davor kommt uns ein älterer Mann entgegen. Er schaut auf unsere kurzen Hosen und weist uns darauf hin, dass es hier sehr viele Zecken gibt. Ja ja, wir passen schon auf.

30 sek. später bittet mich Pia zu schauen, was da an ihrer Ferse krabbelt. Unglaublich, eine Zecke. Von da an, fühlen wir beide andauernd mal da ein Zwicken und dort ein Kitzeln. Schon witzig, vorher haben wir keinen Gedanken an Zecken verschwendet, danach hatten wir sie andauernd im Hinterkopf. 

Auf dem Rückweg überholen uns drei Kids mit Hund, zwei Jungen und ein Mädchen. Die Jungs und der Hund rennen an uns vorbei, das Mädchen ist jünger, etwa 12, und kann ihnen nicht folgen. Sie läuft eine Zeit vor uns her, wird immer langsamer und als wir sie überholen, fragt sie uns, ob wir wissen wie sie zu einem bestimmten Parkplatz kommt. Leider können wir ihr nicht helfen, wir müssen selber immer mal wieder bei Google Maps schauen, wo wir unseren Ausgangspunkt markiert haben.

Wir wissen aber, dass ein Stück voraus ein Abzweig kommt. Sie läuft ein Stück mit und ruft ihre Eltern. Die rufen zwar zurück, aber aus einer ganz anderen Richtung. Wir drehen mit ihr um und laufen etwas zurück. Sie ruft weiter, erst hören wir nichts mehr, deswegen gebe ich ihr mein Handy und sie ruft ihre Mutter an. Nur die Mailbox, deshalb ruft sie nochmal. Jetzt kommt die Antwort aus der anderen Richtung. Also, drehen wir wieder um.

Ihr wird es langsam unheimlich, alleine im Wald, mit zwei Fremden, die auch noch Ausländer sind und keine Ahnung wie sie zu ihrer Familie kommt. Sie fängt an zu weinen, ruft aber tapfer weiter. Letztendlich kommen uns ihre Eltern entgegen und sie ist mehr als erleichtert sie wieder zu sehen.

Ihre Mutter bedankt sich bei uns, wir biegen auf unseren Weg ab und beenden nach 4 Stunden unsere Wanderung. Bären haben wir keine gesehen, dafür eine Zecke und wir haben eine gute Tat vollbracht. Vielleicht klappts beim nächsten Mal auch mit einem Bär.